Franz zum Mandarinen pflücken nach Neuseeland

Liebe Leser, 

in diesen Augenblicken, in denen diese Seite fertig geladen hat, sie auf die Anfangszeilen dieses Textes scrollen und behutsam anfangen Zeile für Zeile zu lesen, packt Gebesees chilligster Abwehrspieler gerade seine viel zu knappen Strandhosen aus, setzt sich seine gefälschte aber verdammt original aussehende Sonnenbrille auf und bestellt an einer 18.000 Kilometer entfernten Strandbar in Auckland Neuseeland zwei Cocktails, die schwerer auszusprechen sind als alle deutschen Konsonanten fließend hintereinander, nach 10 Pils und eine Woche ohne Schlaf.

Es ist ein Trip der lange geplant und gut durchdacht ist. Neuseeland mit der Hauptstadt Wellington befindet sich ca. 2000 Kilometer östlich von Australien, einem Land was mit ausländischen Backpackern in den letzten Jahren nur so überflutet wurde. Eine scheinbar coole Innovation wurde zum Hype. Im Schnitt reisen jedes Jahr 57.000 Deutsche als sogenannte Rucksack-Reisende ins Land des Koala-Bären. Für Franz, der sich vor zwei Jahren allein durch die Städte Chinas mogelte, ein entscheidender Fakt, wieso es eben nicht nach Australien sondern auf die Nachbarinsel ging. Eine Entscheidung die sich bereits jetzt auszahlt. Denn aus kulturellen Blickwinkel gesehen,  ist Neuseeland die wohl interessantere und touristenfreiere Region. 

Doch wieso überhaupt raus aus Gebesee und einem FC, der im Moment so viele Abwehrspieler hat wie Hugh Hefner Zähne. Die Antwort ist leicht: Leben. "Ich möchte einfach nur mein Leben genießen und den Augenblick nicht vergeuden", erklärte der 24-Jährige in einem Gespräch mit dem Gebeseer-Chefredakteur, "Reisen - das ist einfach mein Ding. Wenn ich durch fremde Länder ziehe, die Kultur aufsauge und dabei alle Sorgen fern bleiben, ist es das Größte für mich". Tatsächlich ist Franz damit kein Einzelfall. Immer mehr westliche Menschen packen Zahnbürste, Nasenhaardrimmer und Walkman in den Rucksack und hauen ab. Weg aus dem grauen Deutschland. Weg aus einem Land, in dem Kinder prozentual mehr Fernsehschauen als sich mit Freunden zu treffen. Weg aus einem Land, in dem man im Arbeitsleben nur besteht, wenn man die Ellenbogen ausfährt. 

"Ich bevorzuge Gegenden, in denen zwar zum Teil ärmere Menschen leben, diese jedoch glücklicher sind und lockerer miteinander umgehen". 

In seiner fünf-monatigen Rundreise, die er zusammen mit einem guten Kumpel bestreitet, will er deshalb soviel neue Kulturen wie möglich aufsaugen, andersdenkende Menschen kennen lernen und in Kontakt mit neuen Lebensphilosophien kommen. "Erfahrungen die mir mehr wert sind als beispielsweise ein großes Auto. Ich halte im Allgemeinen nicht viel von materiellen Dingen - sie gehen irgendwann kaputt und sind nutzlos. Solche Erfahrungen bleiben mir ein Leben lang", meint Franz, für den dies der beste Weg ist, Kohle zu verprassen. Frei nach dem Motto: Alles, was du hast, hat irgendwann dich. 

Auf der Insel wurde deswegen kein Hotel oder eine ähnliche Unterkunft gebucht. Einzig in einem gemieteten Auto werden die Abenteurer schlafen. Somit bleibt ihnen überlassen, wo und wann sie einen Ort wielange besuchen. Denn große Planungen gibt es wie bei einer typisch-deutschen Mittelschicht-Familie mit 2 Wochen Malle All-Inclusiv nicht. Anstatt also genau zu berechnen, wann man zum Frühstücks-Buffet geht, den lästigen Trip zu einer Sehenswürdigkeit fürs schlechte Gewissen unternimmt oder um welche Uhrzeit man sich am Strand die Plauze mit Sonnencreme einschmiert, leben die beiden spontan und machen das, worauf sie eben Lust haben. "Auf diesen Stress hatten wir absolut keinen Bock. Einen Urlaub nachdem man gleich wieder einen Urlaub braucht, wollten wir auf Keinsten", sagte Gebesees 14ner.
Deswegen suchen sich die beiden lieber in den verschiedensten Ecken des Landes Stellen, an denen sie arbeiten können. Für einen Job wurden sie sogar schon vermittelt. Nicht vom neuseeländischen Arbeitsamt oder jobscout24.de sondern von Franz´ Opa. Der überbrachte ihnen nämlich vor ein paar Tagen eine Telefonnummer von einen Bekannten. Diesem Bekannten gehört auf der Insel eine Mandarinen-Farm, die ein paar fleißige Hände noch benötigen könnte. Somit ist für alle Mitglieder des FC Gebesee auch die letzte Frage geklärt: Franz bleibt auch in Neuseeland am Ball.  


kk